Schach – TG Biberach steigt zusammen mit Mehrfachmeister SG Solingen auf

15.06.2020 Die TG Biberach marschiert bei der Quarantäneliga weiter und stieg per Schach im Internet nun zum fünften Mal in Folge auf. Am Donnerstag ging es unter anderem gegen den mehrfachen Deutschen Meister SG Solingen, der die Liga 6A überlegen gewann. Direkt dahinter landeten aber die Biber, die zusammen mit Solingen nun in Liga 5 aufsteigen. Am Sonntagabend geht es um den Aufstieg in die Vierte Liga.

Wie gehen die TG Biberach und der 12-fache Deutsche Meister SG Solingen, der zuletzt 2016 die langjährige Siegesserie der OSG Baden-Baden durchbrach, in einer Liga zusammen? Nun, Corona und das Internet machen es möglich. Nachdem der reguläre Spielbetrieb zum Erliegen kam, organisierte der württembergische Spitzenspieler Jens Hirneise einen virtuellen Spielbetrieb für Mannschaften im Internet. Seine Position als Redakteur der führenden Schachzeitschrift Rochade Europa half dabei vermutlich, jedenfalls fand die Turnierserie als „Quarantäneliga“ in Deutschland schnell Verbreitung und ist mittlerweile auch international populär. Sie startete am 15. März auf den Servern der Lichess-Plattform, hatte nach zwei Wochen bereits 100 Mannschaften mit 1200 Spielern verteilt auf fünf Ligen an Bord und ist schnell weiter gewachsen. Neben den „Internationalen 1. und 2. Quarantänebundesligen“ geht es mittlerweile mit je drei Staffeln von Liga 3 bis 12, an denen auch immer mehr Schwergewichte gefallen finden. Neben der SG Solingen stieg Anfang Mai z.B. auch der FC Bayern München ein. Zudem sind diverse internationale Mannschaften, gespickt mit Großmeistern, am Start; Vizemeister der Bundesliga wurde bereits im April der schwedische Växjö SK.

Grundsätzlich können sich Mannschaften frei bilden, einen Vereins- oder Verbandszwang gibt es nicht. Jede neue Mannschaft muß sich aber aus der untersten Liga nach oben arbeiten. Gespielt wird jeweils Donnerstag- und Sonntagabend für je zwei Stunden. In Blitzschachpartien gegen Spieler anderer Mannschaften kann jeder Teilnehmer Punkte für das eigene Team sammeln. Anders als im normalen Schach liefert ein Sieg zwei Punkte, startet man einen Siegesserie, erhält man ab dem dritten Sieg in Folge gar vier Punkte. Außerdem kann man als „Beserker“ seine Bedenkzeit freiwillig verkürzen und im Erfolgsfall damit seine Punktzahl weiter erhöhen. Zu Anfang kommen die besten fünf Spieler jeder Mannschaft in die Gesamtwertung. In höheren Ligen steigt die Zahl an und erreicht 12 Spieler in der Bundesliga. Die Tabellenposition wird am Ende durch die erspielten Gesamtpunkte bestimmt. Die besten drei Mannschaften in jeder Zehnergruppe steigen auf, die letzten drei Mannschaften steigen eine Liga ab.

Die TG Biberach hat inzwischen fünf Mal an der Quarantäneliga teilgenommen und ist dabei fünf Mal aufgestiegen. Vom Anfang in Liga 10 ging es mit starken Leistungen steil nach oben. Am Donnerstagabend stand in Liga 6A schließlich eine schwere Gruppe an, in der sich neben ehemaliger Oberligakonkurrenz aus Schwäbisch-Gmünd auch der 12-fache Deutsche Meister SG Solingen tummelte. In  der ersten Stunde sah es für die Biber dabei gar nicht so gut aus, aber dann drehten sie groß auf. Am Ende gewann Solingen erwartet überlegen mit 267 Punkten. Mit deutlichem Respektabstand, aber dennoch starken 195 Punkten holte die TG Biberach am Ende Platz 2 vor dem SV Welper (189). Daß die Liga kein Selbstläufer war, zeigt der Umstand, daß Oberligist Schwäbisch-Gmünd mit 147 Punkten als Vorletzter absteigen muß.

Das Biberacher Onlineteam wird von Holger Namyslo organisiert und zusammengehalten und von den Spielern der ersten Mannschaft sowie dem Nachwuchs maßgeblich getragen. Die jungen Biber um Erik Hobson und Dennis Kiefel kommen immer besser ins Rollen und halten den Spitzenspielern den Rücken frei. An der Spitze ist seit Wochen Wolfgang Mack „on fire“, der zusammen mit Rainer Birkenmaier Punkt um Punkt hamstert. Darüber hinaus tragen sich Oliver Weiß und Namyslo regelmäßig in die Scorerwertung ein. Am Donnerstag warf auch Spitzenspieler Bernhard Sinz sein ganzes Gewicht in die Waagschale, wurde mit 32 Punkten als bester Biber 8. von insgesamt 117 Spielern in der Liga 6A und lag damit knapp vor Mack  (31) und Namyslo (30). Die vereinsinternen Rekorde halten Mack mit 64 Punkten in Liga 10 und Birkenmaier mit 61 Punkten in Liga 7. Ein weiterer Grund für die Biberacher Erfolge ist die Unterstützung durch ehemalige Biber wie Rüdiger Nickel und Manfred Lenhardt, die virtuell heimgekehrt sind, sowie gelegentlich die Hilfe befreundeter Gastspieler, die sonst bei anderen Vereinen tätig sind. Da es keine Pflicht zu Klarnamen gibt, sind die Gegenspieler übrigens nicht immer zu erkennen. Kürzlich ging es so u.a. gegen Heidi Klum. Nach Aussage von Kapitän Namyslo dürfte angesichts der Spielstärke auf der Gegenseite jedoch eher ein bärtiger Osteuropäer als das bekannte Fernsehgesicht gesessen haben. Jetzt geht es in Liga 5 weiter und man darf gespannt sein, wie weit der Lauf die Schachbiber noch tragen wird — und auf welche illusteren Namen sie noch stoßen werden.