Biberacher Schach erwacht erfolgreich aus Dornröschenschlaf / Deuer mit Bronze bei Deutscher Meisterschaft!

03.09.2021 – Nach vielen Monaten des Lockdowns und des Onlineschachs nimmt die Anzahl „echter“ Schachwettkämpfe nun rasant zu. Im Zuge dieser Entwicklung ist auch die TG Biberach wieder zu „echtem“ Leben erwacht und gleich erfolgreich eingestiegen. Am Sonntag feierte Neuzugang Marius Deuer die Bronzemedaille in der U14 bei der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft in Willingen. Parallel dazu schlug sich Bernhard Sinz beim 5. Internationalen Schach Festival in Innsbruck sehenswert.

Nachdem nun – mit strengem Hygienekonzept – wieder „echter“ Schachsport am Brett möglich ist, holte der Deutsche Schachbund vom 23. bis 29. August die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft 2021 mit 10 parallelen Turnieren über alle Wertungsklassen zentral in Willingen nach. Über die jeweils neun Runden pro Turnier ging bereits in der Altersklasse U14 (Jahrgänge 2007 und jünger) ein beachtliches Teilnehmerfeld an den Start.

Die ersten Acht der Setzliste ergäben rein nach Papierform eine starke Verbandsligamannschaft und würden effektiv wohl locker um den Oberligaaufstieg mitspielen. Ein Mitfavorit in dieser Gruppe war als Zweiter der Setzliste der Neubiber Marius Deuer. Deuer hatte in den letzten Jahren für den SC Weiße Dame Ulm gespielt, wohnt aber in Aulendorf (wenn er nicht gerade auf einem – internationalen – Schachturnier weilt) und schloss sich im Juli 2021 der TG Biberach an. Er wird zusammen mit Spitzenspieler Bernhard Sinz die Oberligamannschaft der Biber anführen, zeigte bei der Deutschen Meisterschaft, warum er als eines der größten deutschen Schachtalente seiner Generation gilt, und ließ sich dabei auch von einer Armverletzung nicht stoppen.

Deuer, gerade erst 13 geworden, gehörte an diesem Wettkampftag zu den jüngeren Spielern, ließ sich davon aber nicht beeindrucken. Er hatte sich ja auch eine Medaille als Ziel gesteckt und begann dementsprechend stark. Nach sechs Runden war er immer noch ungeschlagen, hatte aber mit drei Remis einen halben Punkt mehr als die Spitzengruppe abgegeben und lag mit 4,5 von 6 Punkten „nur“ auf dem siebten Zwischenrang.

In Runde 7 kam es dennoch zur Schlüsselpartie und dem direkten Duell mit dem Führenden und späteren Turniersieger Leonardo Costa (SK München Südost). Die beiden Topfavoriten der Setzliste lieferten sich in einer sehr spannenden Partie einen großen Kampf, bei dem Costa schließlich das bessere Ende für sich hatte. Deuer schüttelte den Frust jedoch schnell ab, gewann zweimal sauber zum Abschluss und holte sich mit 6,5 von 9 Punkten eine hochverdiente Podestplatzierung. Das bei einem Sieg gegen Costa (7,5/9) aus Bronze gar Gold geworden wäre, sollte die Freude über den Medaillenrang dabei nicht trüben.

Ziel erreicht. Ein überglücklicher Deuer meinte nach dem Turnier, dass neben der Bronzemedaille das Beste war, dass dieses Jahr alle Altersklassen gleichzeitig am gleichen Ort gespielt haben. Einziger Wermutstropfen sei das schlechte Wetter gewesen.

Während Deuer in Willingen stark aufspielte, hatte sich sein Vereinskamerad Bernhard Sinz auf den Weg über die Alpen und nach Innsbruck gemacht. Sinz startete mit zwei deutlichen Siegen in das ausgezeichnet besetzte 5. Internationale Schach Festival, um dann bereits in Runde 3 auf das große indische Nachwuchstalent GM Sadhwani Raunak zu treffen. Der 16-jährige Raunak liegt auf Platz 19 der besten Junioren weltweit und befindet sich auch in der Weltrangliste der Erwachsenen unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Sinz konnte das Match dennoch lange ausgeglichen gestalten, ehe er nach etwas schwächeren Zügen in der Zeitnotphase der Spielstärke seines Gegners doch Tribut zollen musste. Während Raunak (8/9) weiter von Sieg zu Sieg eilte und ungeschlagen sowie mit großem Vorsprung den Turniersieg holte, traf Sinz auf weitere Nachwuchshoffnungen, die er aber meist klar im Griff hatte.

Am Ende standen für den Biber starke 5,5 von 9 Punkten, mit denen er als 23. exakt seine Setzlistenplazierung bestätigte. Sollten die weiteren Biber ebenso spielstark wie Deuer und Sinz aus der Lockdownpause zurückkehren, steht einem erfolgreichen Auftakt zum Oberligastart am 19. September sicherlich nichts im Wege.

– Geschrieben von Dirk Schindler –